Hier mein persönlicher Rückblick von meinen bisherigen Erinnerungen:
Geboren wurde ich irgendwie von meiner Mutter in Duderstadt, das Geburtsjahr ist aber leider unbekannt. Deshalb wußte ich früher nie, welchen Geburtstag ich feiern sollte, und heute kann ich mir meinen glücklicherweise aussuchen. Ich feiere, wenn mir danach zu Mute ist und nicht, wenn es im Kalender steht.
Meine Eltern hatten eine eigene Bäckerei, das ist wohl auch der Grund, warum ich Kuchen so gerne mag. Zur Schule bin ich logischerweise auch in Duderstadt gegangen und anschließend hatte ich eine Beförderung auf die Handelsschule in Göttingen bekommen. Dort lernte ich alles Wichtige für meine Ausbildung im Einzelhandel, und mir brachte man bei, wie das Finanzamt funktioniert. Das war mir aber irgendwie zu unspektakulär und so trieb es mich in die Richtung in der meine Eltern schon viel gemeinsam erlebt hatten, besonders mit der Liebe zur Musik und der Schauspielerei. Mein Vater sagte immer: "Mich hätte der Esel im Galopp verloren", denn er war ein Spaßvogel ohne Ende.
Schon früh entdeckte ich meine Begeisterung für Stoffe, Glitzer, Garn und Nähmaschine. Jeder Junge will technisches Talent vorweisen können. So auch klein Lotti, denn die Nähmaschine war ganz oben auf seiner Top-Liste. Da kam kein Auto und keine Modelleisenbahn mit, selbst Puppen waren schon meilenweit an den Autos vorbeigezogen. So kam eines Tages meine Mutter in das Wohnzimmer als der Gardine, die über 5 Fenster reichte, die Klöppelspitze fehlte.
Ich wollte unbedingt wissen, wie die Spitze an mir aussieht. Da gab es einen Schrei, wie man ihn heute bei Feueralarm aus den Lautsprechern noch hören kann. Damals sicherte ich mir die Urheberrechte für diesen Warnton. Aber was interessierte mich ein falscher Alarm, wenn ich doch die schönste Prinzessin von Duderstadt mit Mutters Gardine war. Meine etwas ältere Schwester spielte in meiner Jugend nicht die Hauptrolle, aber sie hätte es bestimmt gern getan, und wenn sie zu sehr Oberhand gewann, konnte ich so manches Male bestimmt ein kleiner Teufel sein. Im großen und ganzen war ich ein sehr liebes Kind. Einige Jahre später fragte mich ein Juwelier aus Northeim, ob ich auf einem Laufsteg in Form einer Marylin-Monroe-Parodie Schmuck vorführen würde. Und so kam ich zur Travestie. Dass Travestie eigentlich nur "Verwandlung" heißt und Spaß daran haben bedeutet, wusste ich nicht, aber hier fühlte ich, daß mir die Welt mit ganz großem Tor offen stand.
Irgendwann fand ich mich mit meinem damaligen Freund Thomas in Kassel in einer schönen Wohnung mit eigenem Tourbus, einem riesigen selbsterarbeiteten Kostümfundus, einem riesigen Fankreis wieder und hatte jeden Tag irgendetwas an der Wohnungstür hängen. Dann verstand ich, wie sich richtige Stars fühlen, die Personen der Öffentlichkeit geworden sind. Als richtiger Fan von Lena Valaitis war es immer ein großer Wunsch für mich, sie kennenzulernen. Dann kam der Tag, daß wir uns gegenüberstanden, und wir fühlten beide, dass uns etwas verband. Daraus entstand in den nun schon 30 Jahren eine tiefe, standfeste Freundschaft.
Mittlerweile musste ein größeres Zuhause her. In Bad Emstal fand ich dann ein Haus mit leerem Dachboden und freier Garage, so dass meine Kostüme, Requisiten und der sonstige Bühnenkram mich nicht mehr am Arbeitsplatz der Nähmaschine einengten. Mittlerweile habe ich noch ein zweites handwerkliches Lieblingsgerät, aber das hier aufzuführen, sprengt die Dateigröße dieser Seite. Nur echte Fans wissen: Ich erfülle die Berechtigung zur Führung einer Stichsäge.
Dann kam der Tag als ich Gerit kennenlernte. Er schafft es die Fettnäpfchen von mir wegzurücken, mich mit meiner Show zu verstehen, mich vor Enttäuschungen zu bewahren und ist seit über dreizehn Jahren mein Wegbegleiter. Wir haben jeden Tag soviel Gesprächsstoff, lachen gemeinsam und haben beide erkannt, dass es nicht darauf ankommt, wer der Bessere ist, sondern das die eigenen Schwächen keine Bedeutung haben, wenn der Partner dort seine Stärken besitzt. Es ist irgendwann unrelevant, wer die Lösung vorschlägt, entscheidend ist, dass das Ziel sichtbar und auch erreichbar wird, während andere sich im ewigen Gerangel der Machtposition in Ihrer Partnerschaft befinden
Meine Liebe zur Musik sorgte dafür, daß meine Musiksammlung im Haus den Inventarbestand von manchen CD-Läden übersteigen könnte. So inspirieren mich Musik und Filmaufnahmen für meine neuen Bühnenstücke. Das Medium Internet ist für mich ein unerschöpflicher Kreativanstoß, und oft sitze ich gelenkt von meinen Empfindungen und Gefühlen und erarbeite neue Liedertexte, Moderationen, Kostüme und auch meine Parodien und kann nicht jedes Telefonat selbst erledigen. Jedes gut geführte Unternehmen hat dafür eine Sekretärin, die dem Anrufer in solch einer Situation klar macht, daß der Chef sich in einer Besprechung befindet. Bei allen Büro- und Techniksachen, die mich betreffen habe ich zum Glück den Rücken frei. Es ist angenehm, wenn mein Tourbus immer anstandslos fährt, der Papierkrieg mich nicht berührt und alle sonstigen Schwierigkeiten von meinem Partner, natürlich mit mir in der Rückendeckung, abgewehrt werden. Beruflich arbeite ich gern auf der Bühne und freue mich, wenn andere Künstler beim Publikum gut ankommen. Dann weiß ich, daß ich gleich ein Publikum vorfinden werde, daß sich mit mir auf meine Show freut. Im Backstage hinter der Bühne lernte ich so die Entertainerin Edwina de Pooter kennen, mit der ich über 30 mal zusammen auf der Bühne stand und mittlerweile zu meinen langjährigen Freunden zählt. Im Sommer 2007 eröffneten wir das Restaurant "Lothar & Gerit" in Kassel auf der Wilhelmshöher Allee. Dies war eine sehr schöne Zeit, aber sollte nicht unser alleiniger Lebensinhalt werden. Das merkten wir auch ziemlich schnell, und hatten nach eineinhalb Jahren das Unternehmen wieder aufgegeben. Aber die Showabende waren der Knüller, zuerst Lotti’s Rinderrouladen mit Rotkohl und Klöße und dem leckersten Salat von Kassel – sagten unsere Gäste – dann eine Saalrunde Schnaps auf’s Haus und dann die Show. Die Atmosphäre war wie im kleinen puffigen Varieté, die Karten für diese Vorstellungen waren immer im voraus ausverkauft.
Es war eine große Bereicherung in meinem Leben und für mich sehr wertvoll. Im Einklang mit meinem Freund Gerit, mit meiner Mutter, mit meinen Haustieren und meinen Freunden bin ich ein glücklicher Mensch. Wenn ich keine Shows habe, und mir ist nach Scherzen zu Mute, dann nehme ich mich selbst auf die Schippe oder habe meine Freunde ganz nah bei mir. Manchmal bin ich ein kleiner Hitzkopf, denn Geduld ist nicht meine Stärke. Ich kann auch schon mal ganz schön aus der Haut fahren und meinen Standpunkt unverschönt klarmachen.
Aber wer mich etwas genauer kennt, weiß, daß:
ich nicht vorlaut bin, weil ich sage, was ich denke,
ich nicht unverschämt bin, weil ich mir nicht alles gefallen lasse,
ich nicht arrogant bin, weil ich manche Menschen nicht mag,
ich nicht schlecht bin, weil ich Fehler habe,
ich nicht verbissen bin, weil ich zielstrebig bin,
ich nicht ignorant bin, weil ich unwesentliches erkenne und mich damit nicht befasse,
ich kein kleines Kind bin, nur weil ich gern albern bin,
ich nicht verbittert bin, weil ich nur manchmal traurig bin,
ich nicht verschlossen bin, weil ich nicht jedem alles erzähle,
ich nicht egoistisch bin, weil ich dieses Leben lebe.
Ich habe früher Touren mit verschiedenen Veranstaltungsagenturen bestritten. Stadthallen, Bürgerhäuser, Theater usw. Meine heutigen öffentliche Auftritte, spielen sich hauptsächlich in meiner Region ab. Diese Aufführungen dauern gut zweieinhalb Stunden mit einer kleinen Pause zwischen dem ersten Showteil und dem zweiten Showteil. Die Termine hierfür sind auf meiner Homepage.
An dieser Stelle bedanke ich mich bei meiner Familie, bei all meinen lieben Freunden, langjährigen Fans, Veranstaltern, die mich immer wieder buchen – manche das achte Jahr in Folge , und bei allen, die mich mögen und hier nicht erwähnt werden konnten.
Danke Mama, Gerit, Lena, Edwina, Tobi die Trinte und Thorsten für die vielen Fotos usw.
Euer Lothar